Wegbeschreibung
Peter Heck
Hinweise für Betroffene
Sucht, was ist das ?
Mehrfach-Sucht
Wie Alkohol wirkt
Ärztlicher Umgang mit Alkoholkranken
Der Hausbesuch
Die Gruppe
Die Entgiftung
Ambulante Therapie
Stationäre Therapie
Stationärer Rückfall - Ende der Therapie ?
Psychopharmaka und Arbeitssicherheit
Arbeitslosigkeit und Suchtgefährdung
Alkoholgefährdung /–abhängigkeit im Betrieb

Die im folgenden aufgeführten Früherkennungssymptome sollen kein Diagnoseschlüssel für den Vorgesetzten sein. Sie sollen ihn nur dafür sensibilisieren, den Betroffenen in Zukunft genauer zu beobachten, Auffälligkeiten in einen Zusammenhang zu stellen sowie diese Beobachtungen mit einer neutralen Instanz (Betrieblicher Sozialdienst, Arbeitsgruppe „Alkohol am Arbeitsplatz“ etc.) zu besprechen, um dann die notwendigen Schritte einzuleiten. Weiterhin sollte beachtet werden, dass oft nur eine Kombination mehrerer Merkmale Rückschlüsse auf eine Gefährdung zulassen.

Alkoholspezifische Merkmale:

Trinken während der Arbeit

Häufig beobachtetes Trinken von alkoholischen Getränken ist naturgemäß das auffälligste Merkmal eines Alkoholgefährdeten im Betrieb. Der Betroffene trinkt anfänglich normal, dann immer mehr und häufiger und beginnt nach einer gewissen Zeit auch den Alkoholkonsum zu tarnen und zu verheimlichen.

Alkohol in der Mittagspause

Wenn der Betroffene Mitarbeiter häufig alkoholische Getränke während der Mittagspause trinkt, wenig oder gar nichts mehr isst, sondern dem Alkohol den Vorzug gibt, - z.B. die Gaststätte der alkoholfreien Kantine zum Mittag vorzieht – könnte dies ein wichtiges Signal sein, diesem Mitarbeiter eine erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen.

Zittern und Schweißausbrüche

Leichtes Zittern der Hände und unerklärliche Schweißausbrüche sind oft Merkmale einer durchzechten Nacht. Treten diese Merkmale vermehrt auf und ist zudem noch ein erhöhter Kaffeekonsum zu beobachten, könnte dies mit ein Hinweis auf eine vorliegende Gefährdung sein.

Schnelles Trinken

Der so genannte Spiegeltrinker ist darauf angewiesen, in relativ kurzer Zeit seinen Alkoholspiegel auf ein für ihn gewohntes Niveau zu bringen. Dies erfordert, dass er bei jeder sich bietenden Gelegenheit möglichst schnell Alkohol konsumiert. Das Trinken "auf einen Zug" könnte ebenfalls ein Anzeichen eines zumindest abnormen Trinkverhaltens sein.

Trunkenheit am Arbeitsplatz

Der Organismus eines Menschen, der Alkohol missbraucht, verträgt im Laufe der Jahre immer geringere Alkoholmengen. Deshalb kann auch schon der Konsum schon von kleineren Mengen zu Ausfallerscheinungen beim Alkoholkranken führen, wie z.B. unkontrollierte und fahrige Bewegungen, undeutliche und verwaschene Aussprache. Es kann am Arbeitsplatz zu alkoholtoxisch bedingten epileptische Anfällen kommen. Hierbei kann Lebensgefahr bestehen – holen Sie sofort einen Arzt. Ebenfalls können „Black Out´s“ oder „Filmrisse“ beobachtet werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit des Auftretens von prädeliranten Symptomen wie Zittern am ganzen Körper, Übelkeit, Schwächeanfälle, Erbrechen, Schüttelfrost, Delirante Zustände. Vor alle Urinabgang, Angstgefühle, Halluzinationen, Verfolgungswahn, Kribbeln am ganzen Körper, sind klare Anzeichen einer alkoholbedingten körperlichen Schädigung.

Vermehrte Anwendung von „Atemreiniger“

Der häufige Gebrauch von Mundwasser oder starken Pfefferminzbonbons könnte – unter anderem – ebenfalls ein Indiz dafür sein, dass der Betroffene versucht, seine verräterische Alkoholfahne so zum Verschwinden zu bringen.

Betriebs– und umweltspezifische Merkmale

Häufiges Fernbleiben vom Arbeitslatz

Im ersten Kapitel wurde das signifikant erhöhte Fernbleiben des Alkoholikers erwähnt, und das ist natürlich auch eines der wichtigsten Früherkennungsmerkmale , die eine Vorgesetzten immer daran erinnern lassen sollten, dass evtl. eine Abhängigkeitserkrankung vorliegt. Regelmäßig auftretender verspäteter Arbeitsbeginn, vor allem an einem Montag oder nach dem Zahltag, sollte ähnliche Beachtung finden.
Kurzfristiges Entfernen vom Arbeitsplatz

Das ist ein häufig beobachtbares Verhalten. Der Betroffene sichert sich, seinen notwendigen „Nachschub“, um den Alkoholspiegel nicht weiter fallen zu lassen. Ein Vorrat von alkoholischen Getränken ist meist in der Nähe des Arbeitsplatzes versteckt.

Verlust von Werkzeugen und Material

Oft verursacht durch einen alkoholbedingten Gedächtnisverlust, weiß der Betroffene oft nicht mehr, wo er z. B. seine Werkzeuge vor wenigen Stunden hingelegt hat und sucht oft lange Zeit fieberhaft danach.

Übergroße Nervosität

Hauptsächlich wenn er sich beobachtet fühlt, neigt der Betroffene zu fahrigen aufgeregten Bewegungen. Er hat Angst, dass seine Alkoholschwierigkeiten aufgedeckt werden. Dies führt auch zu sehr schwankenden Arbeitsleistungen.

Verlängerte Pausen

Der Betroffene braucht die Pausen zum „Nachtanken“, aber auch als Ausweichmöglichkeit für den subjektiv empfundenen – durch erhöhten Alkoholkonsum verstärkten – Arbeitsstress.

Niedrige Arbeitsqualität und– Quantität

Krankheiten und seelischer Stress können sich bekanntlich auf die Arbeitsqualität negativ auswirken. Dies gilt im besonderen auch bei einer vorliegenden Abhängigkeitsproblematik. Abhängige haben es wegen ihrer schlechten körperlichen und seelischen Verfassung sehr schwer, ein gleich bleibendes Qualitätsniveau aufrechtzuerhalten. Auch die Arbeitsmenge wird zunehmend geringer.

Meidung von Vorgesetzten

Dieses Verhalten geschieht aus der Angst heraus, entdeckt zu werden. Ein leichtes zittern, ein Schwächeanfall, ein Flüchtigkeitsfehler oder sogar eine Alkoholfahne könnten verräterisch sein. Also macht der Betroffene lieber einen großen Bogen um den Vorgesetzten, aber auch um seine Mitarbeiter im Betrieb. Somit isoliert er sich in zunehmendem Maße innerhalb des Betriebes. Diese Vereinsamung kann dann wiederum ein Grund sein, vermehrt zu trinken.
Familienprobleme

Eine Abhängigkeitserkrankung hat massive Auswirkungen auf die ganze Familie und führt unweigerlich zu familiären Spannungen. Häufige telefonische Krankmeldungen von Seiten der Partner vom betroffenen Mitarbeiter sollten sorgfältig registriert werden. Die Familienprobleme sind oft so immens, dass auch der nicht abhängige Partner ähnliche Merkmale aufweisen kann wie der betroffene selbst (Co-Abhängigkeit).

Individuelle Merkmale

Niedergeschlagenheit am Arbeitsplatz

Oft wirkt der Abhängige niedergeschlagen und depressiv. Die durch seine Krankheit entstandenen Probleme wachsen ihm über den Kopf. Er spürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Es gelingt ihm jedoch nicht, sich zu artikulieren und nach Hilfe zu rufen.

Finanzielle Probleme

Vermehrtes Trinken verursacht naturgemäß erhöhten Finanzbedarf. Der Vorgesetzte erfährt dies meist dadurch, dass der Betroffene Gehaltsvorschüsse oder einen Kredit von der Firma verlangt.

Lautes unkontrolliertes Reden

Kommt dies, meist nach dem Mittagessen, häufiger vor, so kann dies evtl. ein Anzeichen für eine alkoholbedingte Herabsetzung der Hemmschwelle sein.

Verkrampfte Arbeitsweise

Wie schon beschrieben, ist der Abhängige oft langsam und unausgeglichen in seiner Arbeitsleistung. Er ist bestrebt, das vorhandene Leistungsdefizit durch eine erhöhte Arbeitsgeschwindigkeit auszugleichen. Doch die abhängigkeitsbedingten Folgeerscheinungen, wie z.B. Unkonzentriertheit, Gedächtnislücken etc., lassen ein effektiveres Arbeiten nicht zu: Das Ergebnis ist oft eine verkrampfte Arbeitsweise.

Argwohn

Übergroßes Misstrauen, Skepsis und fehlendes Vertrauen den Mitarbeitern und dem Vorgesetzten gegenüber könnten ebenfalls ein Anzeichen einer Abhängigkeitsproblematik sein. Der Betroffene spürt, daß er nicht seine normale Arbeitsleistung erbringt, er fühlt sich indirekt angegriffen und reagiert mit Misstrauen und Argwohn.

Verneinung und Bagatellisierung

Die Selbsttäuschung und Verneinung ist ein wichtiges Symptom von Alkoholismus. Auch im Betrieb wird der Betroffene zumindest anfänglich leugnen, dass sein Arbeits– und Sozialverhalten zu wünschen übrig läßt. Der erhöhte Alkoholkonsum wird zu verharmlosen versucht mit dem Hinweis auf noch größere „Schlucker“ im Betrieb, die weitaus größere Probleme haben oder verursachen.


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